DOSB: vorerst kein Sportfördergesetz, keine Spitzensport-Agentur, kein Olympia-Konzept, aber Rücktrittsforderungen – und 30 Prozent weniger Geld vom IOC
Bitte entschuldigen Sie den kleinen Gag in der Überschrift. Wenn das keine ermutigende Nachrichten sind für den deutschen Verbandssport! Panik-Attacken in der DOSB-Zentrale? Ich habe Ihnen den aktuellen Stand kurz zusammengefasst, weil Sie in diesem Theater stets exklusiv informiert sein sollen.
Keine lange Vorrede, gleich zur Sache. Man könnte es als Krisensitzung bezeichnen, was am Freitagvormittag per Schaltkonferenz stattfand: die Präsidiumssitzung des DOSB.
(In grauer Vorzeit war es übrigens üblich, dass die Öffentlichkeit über Termine von Präsidiumssitzungen informiert wurde, manchmal sogar über deren Ergebnisse, jedenfalls ansatzweise, und mitunter gar in Form von Pressekonferenzen. Tagesordnungen oder ähnliches, was grundlegenden Gepflogenheiten von Good Governance entspräche, gibt es seit Jahrtausenden ohnehin nicht. Aber das ist mal ein grundlegendes Thema, das schon überzeugend aufbereitet wird, keine Bange: Wie schlecht der deutsche Sport im internationalen Vergleich aufgestellt ist, wie katastrophal es um Basics guter Unternehmensführung bestellt ist – und wie wenig das die Zuwendungsgeber interessiert, die einfach nicht ihren Job machen.)
Nun also zum aktuellen Stand deutscher Sportverbandspolitik. Sie wissen ja: Sportfördergesetz, Spitzensport-Agentur, Olympiabewerbung und so.
Nichts geht mehr. Alles auf Eis.
Wobei man zur Olympiabewerbung natürlich sagen muss, dass die Herrschaften selbst nichts gebacken kriegen. Dazu aber später mehr und tiefgründiger und viel exklusiver. Zur Olympiabewerbung werden Sie hier so gut informiert, wie in keinem anderen Medium in Deutschland und überhaupt.
Es wird alles noch komplizierter.
Ich möchte an dieser Stelle gern daran erinnern, dass ich Ihnen bereits aus Paris wahrheitsgemäß berichtet habe, dass DOSB-Präsident Thomas Weikert (SPD) intern schon vor den Olympischen Spielen zum Rücktritt aufgefordert wurde. Er will aber weitermachen und sogar eine weitere Amtszeit angehen.
All das steht in den Sternen, weil die Fliehkräfte mächtiger werden. Und mit Weikert sind dann eben auch andere Personen in Gefahr: der Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester (SPD) beispielsweise, und der völlig überforderte Leiter der Stabsstelle Olympiabewerbung, Stephan Brause, der einst von der SPD-Werbeagentur zum DOSB kam.
Herrje.
Hier nun die wichtigsten Details aus der von Weikert erstellten aktuellen Lagebeschreibung, dazu nur einige erste Anmerkungen von mir. Dann dürfen Sie ins Wochenende (später gibt es allerdings noch einen Newsletter zum 9. November):
Ende der Regierungskoalition: Folgen für den Sport auf Bundesebene
Das für uns zentrale sportpolitische Projekt der laufenden Legislaturperiode, das Sportfördergesetz, kann nun mutmaßlich nicht zum Abschluss gebracht werden, da es wohl nicht mehr parlamentarisch beraten wird. Unser Ziel wird es nun sein, ein Gesetz, in dem die Verantwortung des Bundes für die Förderung des Spitzensports erstmals gesetzlich festgeschrieben wird, mit einer neuen Bundesregierung zu realisieren. Dies gilt auch in Bezug auf die Errichtung einer unabhängigen Spitzensport-Agentur.
Ich lasse mal die Spitzfindigkeit und frage diesmal nicht, warum Weikert die Spitzensport-Agentur als unabhängig bezeichnet und also Quatsch erzählt. Begnügen wir uns mit dem Sachverhalt, den Weikert mitteilt, der sich mit dem Stand der Diskussionen im politischen Berlin deckt.
Abgeordnete des Bundestages haben jetzt ohnehin andere Sorgen: Die kümmern sich vor allem darum, dass sie auch noch 2025 Abgeordnete sind und die Gelder und Privilegien genießen können.