IF-Präsidenten: Alleinherrscher, Machtkämpfe, Manipulationen und Umzugskisten

Teil 1: Ein Drittel der Präsidentenposten in olympischen Sommersportverbänden wird bis Dezember neu besetzt sein. Männersache: Zwei Fake Präsidenten, fünf Titelverteidiger, drei neue Bosse und die große Frage, ob der in drei Dutzend Nationen sanktionierte Alisher Usmanov wieder die FIE führt.

IF-Präsidenten: Alleinherrscher, Machtkämpfe, Manipulationen und Umzugskisten
(Collage: SPORT & POLITICS)

In diesen Wochen vollzieht sich eine gewaltige Umwälzung in den internationalen Sommersportverbänden, die unter dem Dach von ASOIF versammelt sind und bei den Olympischen Spielen in Paris und 2028 in Los Angeles das olympische Programm bilden. Elf Wahlen gab es bereits (echte Wahlen, Ernennungen, Amtsbestätigungen und Fake Wahlen). Mindestens eine Wahl, die extrem spannende im Fecht-Weltverband FIE, eine Amtsbestätigung (World Squash) und eine Entscheidung im Golf (IGF) stehen bis Mitte Dezember noch an.

Am ersten Dezember übernimmt der Inder Jay Shah die Führung im International Cricket Council (ICC) und wird mit seinen 36 Jahren der derzeit jüngste Präsident eines Weltverbandes mit Olympia-Label (auch wenn es nur ein Gaststatus für Los Angeles ist).

Diese Übersicht werden sie nirgendwo anders finden. Auf den Webseiten des IOC und von ASOIF tauchen diese Wahlen und neuen Präsidenten kaum auf. ASOIF bringt es nicht einmal fertig, die korrekten aktuellen Zahlen der Full und Associate Member IF zu liefern. Was machen die eigentlich in Lausanne für die Millionen, die sie vom IOC bekommen und verbraten?

Um etwas Ordnung und Licht ins Chaos zu bringen, genau dafür gibt es diesen kleinen aber feinen Dienst. Auf geht's! Teil 1 heute, Teil 2 am 21. November.

Black Friday Week für olympischen Investigativjournalismus
Besiegen Sie Ihr schlechtes Gewissen, tun Sie was für investigativen Journalismus, finanzieren Sie Recherchen und olympische Bildung. Bis Freitag, 22. November, gelten Rabatte, die es so hoch kaum bei Amazon gibt. Alles muss raus, damit sich die Olympische Familie ein bisschen unwohler fühlt.

Zunächst ein paar Zahlen und Daten:

  • Das IOC führt aktuell 30 Sommersportverbände in der Liste, die man früher mal als core sports bezeichnet hat, sowie für Los Angeles 2028 fünf weitere Verbände im olympischen Programm. Zu diesen 35 sollte sich im Frühjahr 2025 World Boxing gesellen, davon ist auszugehen.
  • Das IOC führt derzeit 7 Wintersportverbände in der Liste der core sports, sowie einen Verband (International Ski Mountaineering Federation/ISMF) zusätzlich für die Winterspiele 2026. Der Dachverband der olympischen Wintersportverbände, der nicht einmal eine eigene Webseite hat, nennt sich seit kurzem übrigens WOF (Winter Olympic Federations) und nicht mehr AIOWF – das hat kaum jemand mitbekommen, deshalb erzähle ich es Ihnen.

Nachfolgend eine kurze Übersicht zu diesen 35 + 8 = 43 Verbänden nach IOC-Zählweise und zwei weiteren: DanceSport (WDSF), das mit Breaking in diesem Jahr olympisch war und sich schon wieder verabschiedet, sowie World Boxing. IBA, das seinen Status als Olympia-Boxverband endgültig verloren hat, berücksichtige ich nicht mehr.

  • In den Sommersportverbänden gab und gibt es in diesem Herbst, bis Mitte Dezember, also 14 Entscheidungen über Präsidentschaften.
  • 2025 kommen weitere 11 Wahlen und/oder Amtsbestätigungen hinzu, plus eine Entscheidung im Wintersport (FIS). Außerdem wird im März der zehnte IOC-Präsident gewählt.

Ein Super-Wahljahr nach dem anderen.

  • It's a man's world. Nur 4 von 45 Sommer- und Wintersportverbänden werden von Frauen geführt: Petra Sörling (Schweden, ITTF), Annika Sörenstam (Schweden, IGF, Mandat bis 31. Dezember 2024), Zeena Wooldridge (World Squash) und Regula Maier (Schweiz, ISMF).
  • It's an old man's world. Dafür stehen beispielsweise die Italiener, die 5 Weltverbände führen – Durchschnittsalter der Herren: knapp 70 Jahre. Rasant steigend.
  • Die 45 Präsidentschaften verteilen sich auf 29 Nationen. Neben Italien (5) haben Frankreich (4), die USA (4), Großbritannien (3), Schweden (3), Südkorea (2) und die Schweiz (2) mehrere IF-Präsidenten.
  • Die 45 Präsidentschaften verteilen sich ungleich auf fünf Kontinente: Europa (27), Asien (10), Amerika (6), Afrika (1) und Ozeanien (1). Da wird sich künftig einiges verändern.

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