Münchhausen-Test (2): Olympiabewerbung, Kosten, AG Wo und Wann, DOSB-Papiere, Referenden, Friedhard Teuffel, RBB

Es existieren keine Konzepte, dennoch lässt der RBB diskutieren, ob "Berlin Olympia kann". Auf postfaktischer DOSB-Grundlage ist aber keine echte Debatte möglich. Da entstehen weder positive Emotionen, noch lockt es Olympiagegner hervor, sondern sorgt für einen langweilig-einschläfernden TV-Abend.

Münchhausen-Test (2): Olympiabewerbung, Kosten, AG Wo und Wann, DOSB-Papiere, Referenden, Friedhard Teuffel, RBB

Fangen wir klein an und reden noch nicht über die große Sportpolitik, also die Ebene des IOC. Ich möchte keinen DOSB-Planer überfordern. Also bleiben wir daheim: Ein Hauptproblem mit dieser sogenannten deutschen Olympiabewerbung ist ja, dass keinerlei Konzepte existieren. Transparente Planungen, überzeugende Ideen, Visionen, belegbare Finanzplanungen … absolut nichts. Nur Propaganda des organisierten Sports und seiner Lobbyisten in der Politik.

Dieses Faktenfreie ist es, das eine ernsthafte Debatte unmöglich macht. Außer einer diffusen olympischen Ideologie und weitgehend irreführend-falschen Versprechen haben die Wortführer der Bewerbung nichts zu bieten – wie auch der rbb Bürgertalk unter dem Titel "Kann Berlin Olympia?" am Dienstagabend überzeugend belegte. In einer Hauptrolle dabei: der laienhaft agierende Direktor des Landessportbundes Berlin, Friedhard Teuffel.

Hier einige Notizen zur Sendung und zum davor geschalteten Filmchen, insgesamt 90 Minuten zur Prime Time im Spartenkanal RBB und in einer atemraubend bescheidenen Studiokulisse, die an das DDR-Fernsehen der 1970er Jahre erinnerte. Obwohl: Ich bin mir nicht sicher, ob es damals im Osten so riesige Alocasien gab, wie sie hier rechts und links der Bühne drapiert wurden.

Den Dreißigminüter von Christian Dexne hatte ich bereits vor einer Woche gesehen. Etwas Basisrecherche hätte dem Film gut getan, um es mal so zu sagen.

Hätte er recherchiert, wäre der Autor vielleicht nicht auf die blöde Idee gekommen, nachzuplappern, was Sport und Politik in Berlin seit Jahr und Tag falsch behaupten, dass angeblich 70 Prozent der olympischen Sportstätten vorhanden seien in der Hauptstadt.

Das Tennisstadion "Steffi Graf", wie in einer Grafik im Film zu sehen, steht jedenfalls nicht auf der Liste, die eine gewiss total kompetente DOSB-Arbeitsgruppe erstellt hat. Da wurden nur 12 in Berlin für das Olympiaprojekt geeignete Sportstätten aufgeführt. Lesen Sie bitte nach, Sie wissen ja, in diesem Theater bekommen Sie die besten Fakten und Analysen zum Thema:

Milliardenprojekt: die große Lüge von der Olympia-Tauglichkeit Berlins
Berlin will mit Partnern die Sommerspiele 2040 ff. austragen und wähnt sich als Olympiazentrum. Berlin habe fast alle Sportstätten, behaupten Politiker. Dabei listet der DOSB nur 12 geeignete Locations in Berlin auf - und selbst das ist übertrieben. Olympiatauglich ist nicht mal die Hälfte.

Ein Dutzend Sportstätten sind es nicht wirklich, vielleicht die Hälfte, vielleicht etwas mehr. Die Regattastrecke Berlin-Grünau jedenfalls, die der DOSB nennt, ist nicht olympiatauglich und wird es auch nie sein. Es sei denn, die Dahme würde mal eben umgeleitet und die Strömung verändert, irgendsowas.

Insofern hätte sich der RBB den Dreh in Grünau sparen können.

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