Münchhausen-Test (3): die Lügen von DOSB, LSB und Politik zur Olympiatauglichkeit Berlins

Sitzen Sie gut? Atmen Sie bitte ganz tief durch. Stellen Sie sicher, dass Sie nicht vom Stuhl fallen können – und lesen Sie die nackte Wahrheit über die Olympiatauglichkeit Berlins. Fakten, nichts als Fakten. Also nicht das, was Ihnen LSB, DOSB und die Monopol-Beratungsagentur Proprojekt auftischen.

Münchhausen-Test (3): die Lügen von DOSB, LSB und Politik zur Olympiatauglichkeit Berlins
"Eine Sportnutzung ist grundsätzlich nicht vorgesehen … nicht planbar … Maßnahmen sind finanziell nicht abgesichert … eine unbefugt angelegte Strecke."
Die Wahrheit über Berliner Olympic Venues

Berlins Politiker und Berlins Sportfunktionäre und allerlei andere sogenannte Experten, darunter auch viele Journalisten, verbreiten seit Ewigkeiten den Quatsch, die deutsche Hauptstadt verfüge über 70 Prozent der für Olympische Sommerspiele nötigen Sportstätten. Im Grunde könnte Berlin von heute auf morgen Olympia ausrichten, so das Märchen.

"Wir müssten ein bisschen modernisieren und sanieren, aber unsere Sporthallen und Arenen haben das Potenzial dazu", so und ähnlich erzählt es der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), quasi Tag und Nacht, 24/7. "Dazu haben wir das geilste Olympiastadion der Welt."

So palavern unentwegt auch Sportsenatorin Iris Spranger (SPD), Thomas Härtel (SPD), Präsident des Landessportbundes Berlin (LSB) und zuvor eine Ewigkeit Sport-Staatssekretär, und LSB-Direktor Friedhard Teuffel, dessen Aussagen vorgestern Teil des Münchhausen-Tests waren.

Blöd nur, dass sich die Behauptungen nicht mit der Realität decken.

Die Wahrheit ist:

  • Intern kursierte noch kürzlich die Zahl von 16 Milliarden Euro Kosten für eine Bewerbung.
  • Angebliche Olympic Venues sind nicht sporttauglich, nicht mal für einfache sportliche Übungen vorgesehen – sondern ganz und gar nicht für Sportevents gedacht.
  • Andere sind Wildwuchs, unbefugt angelegt.
  • Vieles ist weder geplant und schon gar nicht finanziell abgesichert.

Lassen Sie uns Detail gehen!

Erinnern wir uns, was die Senatsverwaltung für Inneres und Sport vor einigen Wochen dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses mitgeteilt hat. Es ging um eine Analyse des DOSB und seiner Berater zu angeblich olympiatauglichen Stätten. Ich hatte das Anfang September ausführlich besprochen …

Milliardenprojekt: die große Lüge von der Olympia-Tauglichkeit Berlins
Berlin will mit Partnern die Sommerspiele 2040 ff. austragen und wähnt sich als Olympiazentrum. Berlin habe fast alle Sportstätten, behaupten Politiker. Dabei listet der DOSB nur 12 geeignete Locations in Berlin auf - und selbst das ist übertrieben. Olympiatauglich ist nicht mal die Hälfte.

… die Senatsverwaltung für Inneres und Sport hatte dem Hauptausschuss und der Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses kurz zuvor mitgeteilt:

Im Rahmen der Roadmap Olympiabewerbung hat der DOSB eine Analyse möglicher Szenarien (Kombinationen von Austragungsorten) durchgeführt. Dabei wurden die potenziellen Austragungsorte und die in Frage kommenden Sportstätten einer ersten Beurteilung hinsichtlich der Sitzplatzkapazitäten und der Erfahrungen mit internationalen Sportwettkämpfen bewertet. In diesem Prozess wurden folgende Berliner Sportstätten berücksichtigt: Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark Stadion, Hockeystadion Olympiagelände Berlin, Max-Schmeling-Halle Berlin, Mellowpark Berlin, Messe Berlin - City Cube, Messe Berlin - Hub 27, Mountainbike-Kurs Lübars, Olympiastadion Berlin, Regattastrecke Berlin-Grünau, Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark, Uber Arena Berlin, Velodrom Berlin. Diese Aufzählung ist der aktuelle Arbeitsstand und kann sich im Verlauf der Roadmap Olympiabewerbung verändern. Eine detailliertere sportfachliche Bewertung der Sportstätten seitens des DOSB erfolgt nach der Entscheidung für ein Szenario im Rahmen der Erarbeitung des Bewerbungskonzepts.

Ich wundere mich seit Monaten, dass auch diese Fakten kaum ein Medium zur Kenntnis nimmt und kann mich nur an einen kleinen Artikel in der Berliner Zeitung Der Tagesspiegel dazu erinnern.

Sportfunktionäre interessiert das nicht. Journalisten interessiert das nicht. Sportpolitiker interessiert das nicht. Politiker, die keine Sportpolitiker sind, interessiert das nicht.

Leben wir wirklich schon im postfaktischen Zeitalter? Macht überhaupt jemand seine Arbeit?

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