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Olympia 2040, die Deutsche Einheit und Olaf Scholz: da lacht das Bärchen

Warum Deutschlands Olympiaofferte eine sogenannte Bewerbung ist. Über Kanzler Olaf Scholz und die Merkwürdigkeiten in Hamburg. Über Nancy Faeser, den ahnungslosen Michael Mronz, die SPD-Kamarilla, alte und neue Berater, ewige Skandale, Dokumente, Peinlichkeiten und den Märchenerzähler Hendrik Wüst.

Olympia 2040, die Deutsche Einheit und Olaf Scholz: da lacht das Bärchen
Lernen für Olympia: IOC-Napoleon, Frankreich-Napoleon, Kanzler bei der Pariser Eröffnungsfeier. (Photo: IMAGO)

PARIS. In ihren letzten Monaten als Bundesinnenministerin will Nancy Faeser (SPD) erneut in die große Sportpolitik einsteigen. Eigentlich sah ihre Karriereplanung vor, längst schon als Ministerpräsidentin von Hessen zu regieren, doch bei der Landtagswahl im Oktober 2023 erlebte sie ein Fiasko und musste Bundesinnenministerin bleiben.

Sportpolitische Desaster hat Nancy Faeser schon einige hinter sich. Unvergessen bleibt, wie sie von FIFA-Präsident Gianni Infantilo bloßgestellt und belächelt wurde. Erinnern Sie sich?

Aber Nancy Faeser bleibt selbstbewusst, warum auch immer. Sie will nun am ganz großen olympischen Rad drehen, will irgendwie Weltpolitik machen, und kommt schon zum zweiten Mal nach Paris. 

  • Vergangene Woche war sie mit ihrem Parteifreund und Chef hier, dem Bundeskanzler.
  • Am Freitagvormittag, 2. August, wird sie im Deutschen Haus das sogenannte Memorandum of Understanding für eine sogenannte Olympiabewerbung unterschreiben. SPD-Faeser für das BMI, ihr SPD-Parteifreund Thomas Weikert für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). 

Dazu Vertreter aus Hamburg, Berlin, NRW, Düsseldorf, Leipzig, Bayern und München. Das ist das Papier, das vom DOSB in schöner DOSB-Tradition ein dreiviertel Jahr geheim gehalten wurde. Transparenz scheuen sie in Frankfurt am Main. Das BMI sieht das ein wenig anders.

Mal sehen, ob einige, die das unterschreiben, dann auch tatsächlich die geforderten 500.000 € liefern. Bisher lief das ja nicht so rund.

Der mitunter überfordert wirkende DOSB-Generaldirektor Torsten Burmester (SPD natürlich) wird gewiss dabei sein. Burmester diente einst als Referent von Gazprom-Gerd Schröder (SPD) in interessanten Zeiten (Vorbereitung des 2006-Sommermärchens mit allerlei Turbulenzen und Männerrunden) und legte später in der Sportabteilung des BMI eine unterdurchschnittliche Performance hin. Vielleicht hat er bei Schröder ein bisschen Strippenziehen gelernt, aber selbst das können andere besser, wie man inzwischen weiß. Immerhin reicht es für Burmester, um das SPD-geführte BMI und den SPD-geführten Sportausschuss des Bundestages, diesen zahnlosen Tiger mit einem mutmaßlichen ehemaligen Doper und Täuscher an der Spitze (Frank Ullrich, SPD), unter Kontrolle zu halten.

Apropos Sportabteilung des BMI. Deren Chefchen heißt seit einiger Zeit Steffen Rülke (SPD, Sie haben es gewiss geahnt), von dem man nicht viel weiß, außer dass er ein großer Sportfan ist. Neulich hat er auf Linkedin gepostet, dass er sich wie Bolle über die Kabinettsentscheidung freut. Der erste Punkt, den er für das Milliardenprojekt Olympia (Milliarden aus Steuermitteln natürlich) angeführt hat, lautete: Na, würden Sie es erraten? Transparenz vielleicht? Mitbestimmung? Irgendso demokratisches Zeug?

Nee.

"Gute Laune".

Man muss da nicht weiter lesen. Da kommt nichts. Von diesem Abteilungsleiter kam inhaltlich noch nie etwas von Belang. Bei Sportjournalisten, die ihren Job nicht verstehen, sprechen wir seit spätestens 2005 (Initiative sportnetzwerk) von Fans, die es hinter die Absperrung geschafft haben. Dieser Fan hat es halt ins BMI auf einen Abteilungsleiterposten geschafft – hinter die schwer bewachten Stahltore in Berlin Moabit, gleich neben Knast und Hauptbahnhof.

Er ist der schwächste und ahnungsloseste Abteilungsleiter seit anderthalb Jahrzehnten, seit die BMI-Sportabteilung unter Rüdiger Kass noch in Bonn stationiert war und ein merkwürdiges Eigenleben führte.

Hier also Fanboy Rülke:

Das erste Lob gab es dafür übrigens von Fanboy Stefan Brause (ehemals DFB), sogenannter Leiter der Stabsstelle Olympiabewerbung beim DOSB. Noch so ein personelles Missverständnis. Brause wiederum näherte sich der hoch dotierten und neu geschaffenen Stelle beim DOSB an, weil er zuvor als ein Geschäftsführer jener Agentur von Raphael Brinkert war, die sich im Bundestagswahlkampf der SPD 2021 engagierte.

Brause, der Mann von der SPD-Werbeagentur, betreute dann im Herbst 2021 Thomas Weikert (SPD) und bereitete diesen für seine Auftritte vor Verbandsvertretern in Düsseldorf und auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Weimar vor, wo Weikert Präsident wurde, schwer unterstützt von Friedhelm Julius Beucher (SPD), Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), und dessen damaligen Geschäftsführer Burmester (SPD). Mir genügte in Weimar ein Blick auf die SPD-Combo, um zu wissen, dass Burmester bald DOSB-Generaldirektor werden würde – ich habe es sofort korrekt im SPIEGEL vermeldet.

Und Brinkert ist mit brinkertlück creatives ist inzwischen natürlich offizieller Partner der Deutschen Sport Marketing GmbH (DSM), jener Agentur also, wo der DOSB einiges auslagert und verheimlicht – etwa die vom IOC eingehenden Tantiemen. Wenn ich schon bei Geschäften unter Kumpels bin, schauen Sie gern hier mal rein ...

Olympiabewerbung: Schwurbeln mit Stephan & Stefan & Micky
Eine kleine Bedienungsanleitung für die Veranstaltungen zur Olympiabewerbung, die der DOSB als “Dialogforen” bezeichnet. “Dialog” ist so ein Buzzword, verkauft sich gut, suggeriert irgendwas, Lektion 1 im propagandistischen Grundkurs. Einige Hintergründe.

... Proprojekt mit Geschäftsführer Stefan Klos (Kumpel von Brause), das wahrscheinlich wieder einen großen Teil der Steuermittel abfassen, die der Bund nun für die Vorbereitung der deutschen "Bewerbung" locker macht, lasse ich heute mal außer Acht. Das kommt später wieder.

Die Vielfachrolle von Proprojekt als Olympiabewerbungsagentur, IOC-Beratungsagentur (mehr oder weniger heimlich), DOSB-Partner (auch hier in Paris wieder für das Deutsche Haus im Stade Jean Bouin verantwortlich) und Evaluator der eigenen, vielfach und DURCHWEG gescheiterten Bewerbungsarbeit über Jahrzehnte (um nur einige Rollen zu nennen) ist unter Compliance-Gesichtspunkten selbstverständlich eine Katastrophe. Ich habe das u.a. in meiner Stellungnahme zur Nationalen Strategie Sportgroßveranstaltungen für den Sportausschuss des Bundestages im März 2021 recht ausführlich erläutert:

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