Olympiabewerbung: Schwurbeln mit Stephan & Stefan & Micky
Eine kleine Bedienungsanleitung für die Veranstaltungen zur Olympiabewerbung, die der DOSB als "Dialogforen" bezeichnet. "Dialog" ist so ein Buzzword, verkauft sich gut, suggeriert irgendwas, Lektion 1 im propagandistischen Grundkurs. Einige Hintergründe.
Es ist schon Freitagabend, doch lassen Sie uns noch schnell über die deutsche Olympiabewerbung reden. Okay? Da am morgigen Sonnabend in Hamburg die nächste DOSB-Märchenstunde stattfindet, Dialogforum genannt, können einige Hintergrund-Informationen gewiss nicht schaden. Denn vom DOSB erfahren Sie das garantiert nicht. Sie wissen doch, Schwurblern begegnet man am besten mit Fakten. Ein Kommentar, dem viele exklusive Texte folgen werden: Schritt für Schritt werden die vielen Wahrheitsbeugungen richtiggestellt – mit Dokumenten. Olympische Bildung.
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A short summary for English-speaking readers in the IOC, international sports federations and elsewhere:
Today I briefly discuss a topic from the IOC President's home country. It is about an Olympic bid that interests no one in the country, but where behind the scenes they are already juggling with sums in the double-digit billions again. It is about a gentleman and a company that, among other things, earns money with Olympic bids, has worked for the IOC on the new intransparent confusing bid regulations, and works for the German NOC, at times simultaneously.
And it's also a bit about the now third German IOC member that was just accepted in Mumbai with comparatively many votes against. Why the gentleman, was accepted, must remain the secret of IOC members.
Perhaps because he is well acquainted with the IOC President and he has also been in the same political party as the IOC President for an eternity (who has since left this party)?
The new member's expertise can hardly have been the reason, because just imagine: Two years ago, this gentleman and the German NOC have been in talks with the IOC about an alleged German 2032 Olympic bid initiative, when this person allegedly believed the decision still had at least two years to go – and after the highly dubious preliminary decision for Brisbane, he looked like a complete fool.
How can such a fool become an IOC member?
Or was he not a complete idiot at all, but was it somehow planned and agreed upon, the alleged 2032 biddig "initiative" and now the surprising IOC membership?
Who knows.
More on this in another newsletter one day in the new THE INQUISITOR. In detail in English if you like. With documents? Let’s see. You should book your discounted introductory ticket.
Es geht zunächst um Stephan Brause, den Leiter der Stabsstelle Olympiabewerbung beim DOSB und den DOSB-Dauerauftragnehmer Stefan Klos, Geschäftsführender Gesellschafter der PROPROJEKT Planungsmanagement & Projektberatung GmbH. Es geht um die Buddies Stephan & Stefan und deren merkwürdige Roadshow – nach Leipzig nun Hamburg, dann München, Berlin und irgendwann Düsseldorf.
Schauen Sie nur, wen beschwört Stefan Klos da auf dem ersten sogenannten Dialogforum vor drei Wochen in der Alten Handelsbörse zu Leipzig?
Ich war vor Ort, habe mir das angehört, vieles bedacht und bin zu diesem Ergebnis gekommen: Stefan Klos beschwört den IOC-Heiligen Thomas Bach – das kann gar nicht anders sein, oder? Jenen Mann also, für dessen Olympiakonzern IOC der Herr Klos mit seiner Firma PROPROJEKT Planungsmanagement & Projektberatung GmbH lange tätig war und offenbar noch tätig ist, parallel zu seiner Tätigkeit für den DOSB. Immer an den Fleischtöpfen, dieser Tausendsassa. Hat zwar noch nie eine Olympiabewerbung gewonnen, hat aber national ein Monopol auf derlei Aufträge. Immer und immer wieder.
Warum? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall kennt er die richtigen Leute. Das liegt gewissermaßen in der Familie. Da gibt es einige Verbindungen.
Der DOSB schrieb mir unlängst zur erneuten Mehrfach-Tätigkeit von Klos:
"Unserer Kenntnis nach arbeitet PROPROJEKT weiterhin für das IOC, hat jedoch die ausdrückliche Genehmigung, den DOSB bis zu einem möglichen offiziellen Eintritt in das Bewerbungsverfahren beim IOC im oben genannten Bereich zu unterstützen."
Ich gehe davon aus, dass Stephan & Stefan in Hamburg dasselbe Programm abziehen. So genau steht es ja nicht in den Ankündigungen. Auch in Hamburg wird Klos in höchsten Tönen das angeblich sensationelle neue Bewerbungs-Procedere des IOC loben, das er und seine Firma für gutes Geld mitentwickelt haben. Er hat da einige Gags und Fragen vorbereitet, so war das schon in Leipzig. Tatsächlich handelt es sich allerdings um das undurchsichtigste Bewerbungsverfahren seit mehr als einem halben Jahrhundert.
Ich sage nur Brisbane.
Sie dürfen Brisbane gern durch Mumbai und die Milliardärsfamilie Mukesh und Nita Ambani ersetzen. Hat denen der Heilige Thomas die Sommerspiele 2036 nicht versprochen? Oder haben wir da alle etwas falsch verstanden?
So bleibt Deutschland wenigstens weiteres dummes Geschwätz zu den Sommerspielen 2036 erspart.
Der liebe Stefan, der vom IOC bezahlt wird, findet die Sache mit Brisbane, diesen Skandal, ganz doll dufte. Vielleicht sagt er auch morgen wieder, was er schon in Leipzig mal austestete:
"Brisbane 2032 sind die ersten Olympischen Spiele, die komplett ohne Wettbewerb vergeben wurden."
Das teilte er mit stolz klingendem Unterton mit.
Auf eine so irrsinnig-verfälschende Bewertung muss man erstmal kommen. Das soll mal nicht Alfons Hörmann hören.
Natürlich sind Klosens Worte in vielfacher Hinsicht falsch und entstellend. Aber was kümmert das den vom DOSB und vom IOC bezahlten Schwurbler.
Es geht um Verdrehungen, schräge Varianten der Wahrheit, Weglassungen, Falschdarstellungen und olympische Ideologie, die unters Volk gebrachten werden muss, koste es was es wolle.
Aber der liebe Stefan vergisst natürlich nicht, irgendwie nachdenklich zu wirken. So ein bisschen Frank-Walter Steinmeier, zu dick aufgetragen und aufgesetzt. Nur etwas juveniler. Insgesamt peinlich. So wird Klos in Hamburg gewiss wieder seine Sprüche machen über Olympia in Peking und Sotschi, Menschenrechte und gewaltige Kosten – und manche werden ihm zunicken. Wobei Klos aber keine Sprüche macht über die Menschenrechte in Katar, Almaty und anderswo, über Schurkenstaaten, in denen der liebe Stefan mit PROPROJEKT tätig war. Und wo er Geld verdient, findet er so ziemlich alles dufte. Darüber frotzelt er nicht.