Olympic Horror: wenn Kondome als Arbeitsgeräte bezeichnet werden

Values first! Mehr als ein Jahrzehnt lang wurde eine Mitarbeiterin von mehreren IOC-Mitgliedern sexuell bedrängt. Offenbar kein Einzelfall. Etliche IOC-Mitglieder und Direktoren, die Ethiksekretärin und IOC-Präsident Thomas Bach wurden über die Vorgänge informiert. Das Opfer erhielt keine Hilfe.

Olympic Horror: wenn Kondome als Arbeitsgeräte bezeichnet werden
Deckblatt des Hilfe-Ersuchens an den IOC-Präsidenten.
"For twelve years I endured sexual, mental and emotional harassment from powerful and influential men, the scars of which I still bear today. No girl should be subjected to what I was subjected to. This is why I am speaking out today. Wanting to pursue a career should not make us prey to those in positions of power."

Dies ist eine atemraubende Geschichte aus der olympischen Parallelgesellschaft. Aus einem rechtsfreien Raum. Es ist die bedrückende Geschichte von hohen olympischen Würdenträgern, die einer Frau das Leben zur Hölle machten. Es ist die Geschichte des gewollten kollektiven Versagens der IOC-Führung. Es ist die Geschichte eines Systems der organisierten Verantwortungslosigkeit.

"That is the story of a girl whose only crime was to dream and work hard to actualise that dream, who turned into prey for those in positions of power."

Es ist die Geschichte einer tapferen Frau, die durch die Hölle gehen musste. Alle eingeblockten Zitate in diesem Newsletter stammen vom Opfer olympischer Top-Funktionäre.

"Many see themselves as kings of the world and treat people like slaves. They could not understand that I could refuse them anything; including my body."

Auf der 144. IOC-Session im griechischen Luxusressort The Romanos (nicht zu verwechseln mit The Sopranos, was naheliegend wäre) wird heute einmal mehr die Amtszeit des scheidenden Präsidenten Thomas Bach gepriesen. In peinlichen orchestrierten Danksagungen werden IOC-Mitglieder ihren Großen Führer auch als Kämpfer für die Gleichberechtigung darstellen. Zu den Claqueuren werden wieder einige afrikanische IOC-Mitglieder zählen, allen voran der korrupte Algerier Mustapha Berraf, Präsident der Association of the National Olympic Committees of Africa (ANOCA).

Olympic Horror: when condoms are referred to as working tools
A whistleblower claims to be bullied and sexually harassed by several IOC members and other senior officials over more than a decade. A number of IOC members and directors, the secretary general and president Thomas Bach have been informed about the incidents. The victim received no help.

Nach der Eröffnung der Session am Dienstag in Olympia verbreitete die Propagandaabteilung des IOC diese Meldung:

"Values first – IOC President Thomas Bach opens 144th IOC Session at Ancient Olympia paying tribute to Olympic history and expressing confidence for the future"

Values first!

Werte zuerst!

Das schauen wir uns auch heute etwas genauer an. Halten Sie sich fest und übergeben Sie sich nicht!

"While I thought that he wanted to see me for something connected with our work, the next thing he said to me: 'Vous avez l’instrument de travail?' Meaning 'Do you have the work instrument? A condom!' I was petrified. That was the most insulting thing I had ever heard as a women; my dignity was insulted."

Mustapha Berraf, der von einem Skandal zum nächsten tappst, genießt die Protektion von Thomas Bach. Berraf wurde für seine Unterwürfigkeit und vielen diskreten Dienste unlängst mit einer verlängerten Mitgliedschaft belohnt – aus Altersgründen hätte er das IOC im vergangenen Jahr verlassen müssen. Und Berraf ist es auch, der als ANOCA-Präsident im Zentrum der Vorwürfe einer Whistleblowerin steht, die von ihm offenbar wie eine Arbeitssklavin behandelt wurde.

Die Whistleblowerin berichtet in einer atemraubenden Dokumentation von sexuellen Belästigungen durch andere olympische Würdenträger, denen sie sich über viele Jahre ausgesetzt sah.

"I was helpless under this huge man with the height of a basketball player and the built of a wrestler. I don’t know how I managed, I fought hard, felt his tongue touching my lips. While under him, in my mind I was like that’s it, I am going to be raped, tears flowed down my eyes, and I guess it was when he realised how upset I was he decided to let me go after serious struggle."

Die Frau hatte Ideale. Olympische Ideale. Sie wurde dauerhaft erniedrigt. Sie hat gekämpft. Sie hat ihre Arbeit verloren. Sie wurde im Stich gelassen von zahlreichen IOC-Mitgliedern, IOC-Direktoren und dem IOC-Präsidenten. Ihre Hilferufe wurden nicht erhört.

Sie hat den Horror überlebt.

"This is a story, which I never wanted to tell to the world by reason of the stigma, the shame, the reputational damage; that explains why I went the extra mile to be heard to ensure that the dirty linen in ANOCA is washed in-house. Unfortunately, those in positions of power have refused to be rational, hiding under the diplomatic immunity granted to them by the Nigerian Government."

Sie erzählt ihre Geschichte und teilt Dokumente, weil sie weiß, dass es vielen Frauen in der sogenannten olympischen Familie so geht.

Nicht nur in Afrika, wo Thomas Bach viel investiert hat im Laufe seiner olympischen Karriere, wo er einige seiner gehorsamsten Untertanen hat, auf die er auch am Donnerstag bei der Präsidentschaftswahl setzt.

"I am alive thanks to God.
I will limit my story to what I was a victim of, the aim being to avoid more victims and to hold the persons concerned accountable."

Die Whistleblowerin berichtet von Frauen im IOC (es sind aktuell 48 von insgesamt 109 Mitgliedern), die ähnliche Erfahrungen gemacht haben sollen. Einige weibliche IOC-Mitglieder kennen die Geschichte dieser Whistleblowerin und haben, wie viele Männer auf höchstem IOC-Level, fast gar nichts unternommen, um die Frau zu schützen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Es gab im Grunde nur zwei Ausnahmen.

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