Seine-sational: die irrsinnig-arrogante Intransparenz der UIPM und deren "interne Ermittlungen" im möglichen Korruptionsfall Helmick
UIPM-Schatzmeister John Helmick, Sohn des ehemaligen korrupten IOC-Mitglieds Robert Helmick, wurde aus Paris nach Hause geschickt. Er soll Handel mit Akkreditierungen betrieben haben. Die UIPM weigert sich, Fragen zum Fall zu beantworten. IOC, Polizei und OCOG schweigen sich ebenfalls aus.
Ich habe in der vergangenen Woche exklusiv über den Fall John Helmick berichtet: "Weltverband der Modernen Fünfkämpfer ermittelt gegen Schatzmeister John Helmick, der Paris in Windeseile verlassen musste". Nach allem, was seither zu recherchieren war, könnte hinter Helmicks Privat-Business als UIPM-Schatzmeister ein Schema stecken, das seit Jahren oder gar Jahrzehnten die UIPM dominiert.
Ein Korruptionsfall? Ein Kriminalfall gar?
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Jens Weinreich
John Helmick weigert sich seit nunmehr anderthalb Wochen, Fragen zu beantworten. Helmick ist abgetaucht.
Selbstverständlich gilt für John Helmick die Unschuldsvermutung.
Er unternimmt allerdings nichts, um die Sache öffentlich aufzuklären.
Präsident der Union Internationale de Pentathlon Moderne (UIPM) ist seit 1993 der Darmstädter Klaus Schormann (78), dem viele Good-Governance-Regeln fremd sind und der seinen Verband im Stile eines Duodez-Fürsten führt. Passend dazu reicht er sein Amt am 16. November 2024 an seinen langjährigen Kompagnon, den Russland-nahen Joël Bouzou weiter - standesgemäß auf dem UIPM-Kongress in Riyadh, Saudi-Arabien.
Natürlich, auch Klaus Schormann und die UIPM zapfen die neuen Geldquellen im Sport-Wunderland Saudi-Arabien längst an. Das machen die meisten der olympischen und viele der nicht-olympischen Weltverbände. Die gehen immer sofort dorthin, wo sie kassieren können und finden fadenscheinige Begründungen, Lügen und Ausreden dafür, wie sich das mit den viel beschworenen olympischen Werten, mit Menschenrechten, demokratischen Errungenschaften und Good-Governance-Regeln vereinbaren lässt.
Über die intransparenten Usancen in der UIPM ist in den vergangenen Jahren, nicht erst seit den Vorfällen bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio, viel berichtet worden. Ich beschreibe das System Schormann seit etwa 1996 und unseren intensiven Gesprächen am Rande einer IOC-Exekutivtagung und des ANOC-Gipfels in Cancún, als er es einmal mehr geschafft hatte, Fünfkampf als olympische Sportart zu erhalten.
Dem IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch war damals kurzzeitig entfallen, dass Schormann seinen Sohn Juanito längst zum UIPM-Vizepräsidenten gemacht hatte (was er bis heute blieb) und es daheim im Hause Samaranch irgendwie blöd gewesen wäre, wenn der Vater dem gleichnamigen Sohn die Olympia-Karriere vermasselt hätte.
Leute, das ist kein Witz. Das war so.
Schormann hat es seit Mitte der 1990er Jahre immer wieder geschafft, Fünfkampf im olympischen Programm zu erhalten (es gab zahlreiche legendäre IOC-Termine nach Cancún, etwa 2002 in Mexiko, 2005 in Singapur, aber auch 2007 in Guatemala, 2008 in Athen … u.v.a.m.) ... und damit am Leben zu erhalten.
Ja, es war und ist ein einziger Überlebenskampf. Denn ohne die Tantiemen aus der olympischen TV-Vermarktung des IOC könnte die UIPM nicht existieren.
Jens Weinreich
Und das vergrößert gewiss auch die Angst von Klaus Schormann in der aktuellen Affäre, die das Zeug dazu hat, der UIPM gewaltig und nachhaltig zu schaden.
Mittlerweile, kaum zu glauben, gibt es sogar Finanzberichte der UIPM, über deren Qualität allerdings noch zu reden sein wird - stay tuned.
- Im Jahr der Olympischen Spiele 2021 in Tokio gab es die große Überweisung des IOC aus der TV-Vermarktung (das IOC zahlt immer zum Ende des Jahres, in dem die Sommerspiele stattfinden). 12,1 Millionen Dollar flossen aufs UIPM-Konto - das waren 96,44% aller Einnahmen in 2021.
- Im Jahr 2022 gab es einen Nachschlag vom IOC in Höhe von 877.526 USD. Das ist normal, weil die abschließenden Berechnungen und TV-Geschäfte des IOC sich eigentlich immer ins nacholympische Jahr erstrecken. Diese zusätzliche Summe entspricht 66,03% der UIPM-Einnahmen in 2022.
- Und im Corona-Jahr 2020 gehörte die UIPM zu jenen olympischen Verbänden, die sich vom IOC einen Vorschuss (als IOC loan ausgewiesen) von 1,25 Millionen USD auf die TV-Tantiemen geben ließ. (Bin mir nicht sicher und muss das noch abschließend recherchieren, aber es könnte sein, dass sich das IOC diese loans wiederum von der Schweizer Eidgenossenschaft finanzieren ließ und nicht mal oder nur zum Teil in Vorleistung gehen musste.)
Kurzum: Die UIPM ist eine jener olympischen Föderationen, die ihren Sport kaum vermarkten kann, weil es für derlei Sportarten, die weltweit nur von relativ wenigen Menschen betrieben werden, keinen wirklichen Markt gibt - abseits der Olympischen Spiele.
Umso wichtiger ist es natürlich, dass diese Sportarten und Verbände modern geführt werden von Menschen, die wissen, was sie tun (außer jahrzehntelang zu mauscheln) und wirklich alle Optionen nutzen (außer in Saudi-Arabien und anderswo betteln zu gehen).
Ohne die Patronage von Fürst Albert II von Monaco, UIPM-Ehrenpräsident und zuvor lange im Vorstand aktiv, hätte es die UIPM nicht als Olympia-Sportart ins Jahr 2024 geschafft. Finanziell wäre es ebenfalls kaum möglich gewesen - die UIPM residiert in Monaco.
Auch deshalb sind die Vorgänge rund um den langjährigen UIPM-Schatzmeister John Helmick so brisant. Bei Helmick, der natürlich in der UIPM-Finanzkommission sitzt, die natürlich von Klaus Schormann geleitet wird (von wem denn sonst in einem Fürstentum), liefen einige Fäden zusammen.
Ich möchte Ihnen das mal mit der Liste von brandaktuellen Fragen dokumentieren, die von der UIPM nicht beantwortet werden:
