Steuer-Millionen für das Fünfkampf-Chaos
Exklusiv: Im Deutschen Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF) sind zwei Verbandstage angesetzt – einer vom Präsidenten, einer vom Vizepräsidenten. Bundesmittel wurden eingefroren. Die Geschäftsstelle ist quasi unbesetzt. Gerichte und Anwälte haben das Wort. Versuch einer Aufarbeitung, mit Dokumenten…

Komplette Version, exklusiv für Abonnenten!
Beginnen wir mit der Wortmeldung einer Sportlerin. Esther Fernández Donda, 22jährige Sportsoldatin vom SCC Berlin, hat unmittelbar vor Beginn des noch laufenden Weltcups in Budapest auf Instagram gepostet:
"Honestly, it pains me to say this, but our German team can't compete in the World Cup's as it should be, due to internal issues within the federation. It makes me really sad because we've all trained all year, qualified, and despite all our efforts, we can't compete. I'm incredibly frustrated that as athletes, we have to go through this because of internal problems. We don't deserve this. It's truly very frustrating… 💔"
Auf die Umstände, warum doch Deutsche am Weltcup teilnahmen und final nicht unter der Flagge des Weltverbandes UIPM, wie vorgesehen, sondern unter deutschen Farben, gehe ich gleich ein. Es ist einerseits ein Randaspekt in dieser großen irrsinnigen Geschichte aus einer Sport-Parallelgesellschaft. Andererseits ist es das nicht. Denn alle Beteiligten, alle Verantwortlichen für das kaum vergleichliche, flächendeckende und inakzeptable Chaos im Deutschen Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF), behaupten doch stets, im Sinne der Sportler zu handeln. Sie behaupten stets, den Modernen Fünfkampf irgendwie zu retten. So kennen wir das seit Jahrzehnten.
Es wird immer schlimmer.
Darin liegt eine Logik. Denn die olympischen Fachverbände DVMF und UIPM, national und international, wurden über Ewigkeiten vom heutigen doppelten Ehrenpräsidenten Klaus Schormann wie Fürstentümer geführt. Aus einer Zentrale in Darmstadt, gleich neben Schormanns ehemaligen Gymnasium, wo im Erdgeschoss der deutsche Verband seinen Hauptsitz hat und im Obergeschoss Schormann sein internationales Büro.
Und so steht Schormann, der sich absolut als Retter des Modernen Fünfkampfes betrachtet, als eine Art Enkel Coubertins, im hohen Alter vor den Trümmern seiner Ära – national und international, wo er unter skandalösen Umständen bis Herbst 2024 als UIPM-Supremo agierte. Natürlich ist Schormann nicht allein verantwortlich für das Komplett-Desaster des Fünfkampfes. Aber es ist sein Erbe. Und es sind einige seiner speziellen Zöglinge, die unrühmliche Hauptrollen in dieser Geschichte spielen.


Im Herbst habe ich Ihnen exklusiv zahlreich dubiose Vorgänge in der UIPM beschrieben, die in einer Wahl-Farce in Saudi-Arabien ihren vorläufigen absurden Höhepunkt fanden.
Die Entwicklungen im DVMF sind ähnlich atemraubend.
Erschreckend.
Ist dieser Verband noch zu retten? Ist diese Sportart noch zu retten?
Einige versuchen es. Andere zerstören. Einige retten und zerstören. Manche, die sich als Retter wähnen, sind nur Zerstörer. Das ist die Fünfkampf-Dialektik.
Die bestehenden Strukturen sind definitiv nichts, was zukunftsfähig wäre. Good Governance, Transparenz, Rechnungslegung – alles Fremdwörter im DVMF, wie in vielen anderen deutschen Verbänden. Natürlich suchen Sie auf der Webseite des Verbandes, die seit langem nur sporadisch und schlecht bespielt wird, vergeblich Dokumente zu den vielen Verbandstagen dieser Monate – eins von tausend Problemen.
- Es gab am 30. November 2024 einen Verbandstag in Heidelberg.
- Es gab am 1. März 2025 einen Verbandstag in Göttingen.
Haben Sie in irgendeinem Medium jemals darüber gelesen? Oder auf der DVMF-Webseite?
Sie erfahren es hier.
- Es wird an diesem Samstag, 26. April 2025, in Neuss den nächsten Verbandstag geben, einberufen vom DVMF-Präsidenten Michael Dörr, der nach Ansicht des rudimentär besetzten sogenannten Rechtsausschusses gar nicht mehr DVMF-Mitglied ist.
- Dörrs Widersacher, DVMF-Vizepräsident Jan Veder, der von den drei ehemaligen Präsidenten Schormann, Michael Scharf und Olaf Kleidon unterstützt wird, hat für kommenden Montag, 28. April 2025, zu einem weiteren Verbandstag eingeladen. Soll man sagen: zu seinem eigenen Verbandstag?
Wenn Ihnen an Aufklärung, Recherche und olympischen Bildungsjournalismus gelegen ist, dann sollten Sie unbedingt ein Abo buchen. Jetzt, nicht irgendwann – die Recherchen zu diesem Artikel haben viele Tage Arbeitszeit gekostet. Zu viele von Ihnen lassen sich hier dauerhaft exklusiv mit Material versorgen, das sie nirgendwo anders finden, ohne dafür zu bezahlen:
Auf beiden bevorstehenden Verbandstagen sollen ein neuer Präsident bzw eine Präsidentin und ein neues Präsidium gewählt werden:
- Auf dem außerordentlichen Verbandstag von Dörr, der die Unterstützung der Mehrzahl der Landesverbände hat und dessen Einladung offenbar alle rechtlichen Anforderungen erfüllen;
- und auf dem außerordentlichen Verbandstag von Veder, dessen Einladung offensichtlich nicht den Anforderungen genügt.
Machen Sie sich doch bitte selbst ein Bild von der Qualität der Einladungen, ich will hier noch gar nicht zu tief ins Detail gehen: