Trümmerhaufen DOSB, die sogenannte Olympiabewerbung und was jetzt passieren muss

DOSB-General Torsten Burmester, einst Referent des Gazprom-Kanzlers Gerhard Schröder, ist Kandidat der SPD für die Oberbürgermeister-Wahl in Köln. Der DOSB reagiert mit einer schnippischen Erklärung: Der Posten wird neu besetzt. Auch Präsident Thomas Weikert wird sich kaum im Amt halten können.

Trümmerhaufen DOSB, die sogenannte Olympiabewerbung und was jetzt passieren muss
SPD Troika II: DOSB-Vorstandsvorsitzender Torsten Burmester, Bundes-Innenministerin Nancy Faeser, Thomas Weikert, DOSB-Präsident auf Abruf. (Foto: DOSB)
"Team D hat mal wieder geliefert"
Marcus Krüger auf Bsky

In den vergangenen Wochen hatte Torsten Burmester einige sogenannte Interviews gegeben, hatte sogar mal einen eigenen Text in einem Lokalblättchen seiner Wahlheimat veröffentlicht, in dem/in denen er über neue Ideen für den deutschen Sport orakelte. Ausgerechnet Burmester, ein blasser SPD-Parteisoldat, der weder mitreißen kann noch sonderlich überzeugt, der eine Bilanz des Schreckens zu verantworten hat (schlechte Olympiabilanz, World Games Desaster, Olympiabewerbungs-Dummy), dichtete über Ideen, neue Wege, Neudenken und so Zeug.

Die erstaunlichste Idee hat er nun präsentiert – und den Sport weiter ins Chaos gesteuert.

DOSB: vorerst kein Sportfördergesetz, keine Spitzensport-Agentur, kein Olympia-Konzept, aber Rücktrittsforderungen – und 30 Prozent weniger Geld vom IOC
Bitte entschuldigen Sie den kleinen Gag in der Überschrift. Wenn das keine ermutigende Nachrichten sind für den deutschen Verbandssport! Panik-Attacken in der DOSB-Zentrale? Ich habe Ihnen den aktuellen Stand kurz zusammengefasst, weil Sie in diesem Theater stets exklusiv informiert sein sollen.

Es ging heute Vormittag sehr schnell. Wenige Minuten nachdem der (noch) DOSB-Vorstandsvorsitzende Burmester in Köln erwartungsgemäß als Oberbürgermeisterkandidat seiner Partei vorgestellt wurde, verschickte der olympische Dachverband ein bemerkenswertes Statement:

"Unabhängig vom Wahlausgang wird es an der Spitze des DOSB-Hauptamtes einen Wechsel geben."
  • Dabei hielt sich zuletzt sogar das Gerücht, der Vertrag mit Burmester sei in aller Stille verlängert worden, bis Ende 2029. Wurde er das?
  • Präsident Thomas Weikert hat von den politischen Plänen seines Vorstandsvorsitzenden vor kurzem nur aus der Zeitung erfahren.

In Köln hat Burmester heute offenbar behauptet: "Die Kandidatur ist machbar, aber es muss Transparenz geben. Über die Einzelheiten werde ich mich mit meinem Arbeitgeber, dem DOSB-Präsidium, unterhalten."

Sein Arbeitgeber, das DOSB-Präsidium, hat die Entscheidung bereits gefällt.

Anders ist die Erklärung des DOSB nicht zu interpretieren. Wäre interessant zu wissen, ob es in den letzten Stunden (gestern oder heute Morgen) dazu noch eine Verständigung des Präsidiums gegeben hat.

Die Vokabel Transparenz im Zusammenhang mit dem DOSB zu benutzen, wie es Burmester gerade wieder tat, ist mehr als unpassend.

DOSB-REAKTION AUF OB-KANDIDATUR

"Torsten Burmester ist soeben in einer Pressekonferenz als Kandidat der SPD für die Oberbürgermeisterwahl in Köln vorgestellt worden. Der erste Wahlgang ist für den 14. September 2025 terminiert.

Unabhängig vom Wahlausgang wird es an der Spitze des DOSB-Hauptamtes einen Wechsel geben. Durch die Veröffentlichung weiterer Einzelheiten würden unausweichlich die Persönlichkeitsrechte einzelner berührt werden. Daher bitten wir um Verständnis, das wir vorerst dazu keine weiteren Fragen beantworten können.

Die Geschäfte des DOSB laufen selbstverständlich ganz normal weiter. Insbesondere freuen wir uns auf die DOSB-Mitgliederversammlung in Saarbrücken Anfang Dezember."

Heute um 11.35 Uhr in meinem Email-Postfach gelandet

Transparent ist beim DOSB nichts, nicht einmal die Finanzen, wie ich am Beispiel der IOC-Tantiemen und anderer Themen mehrfach dargelegt habe. Für den DOSB gilt auch kein Informationsfreiheitsgesetz. Und ob die Behauptung des DOSB, Firmen, die für die sogenannte Olympiabewerbung verpflichtet wurden, hätten sich in einem Ausschreibungsprozess durchgesetzt, korrekt ist, muss erst noch in einem Münchhausen-Test überprüft werden. Die wichtigste Firma in diesem nebulösen Geflecht, Proprojekt, arbeitete zeitgleich auch für das IOC.

Der Abgang des Vorstandsvorsitzenden Burmester, der seine politische Grundausbildung als Referent des Basta- und Gazprom-Kanzlers Gerhard Schröder erhalten hat, ist nur der Anfang einer Lawine, die den deutschen Verbandssport mächtig durcheinander wirbeln und einige Zeit beschäftigen wird.

Es herrschen Hilflosigkeit und blankes Entsetzen.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), dessen Führungscrew von der eigenen sogenannten Ethikkommission gerade erst Unfähigkeit attestiert wurde, geht wieder einmal turbulenten Zeiten entgegen. Komplettiert wird das Chaos durch die desaströse sogenannte Olympiabewerbung, die den Namen nicht verdient – und deren sogenannte Roadmap nur immer wieder verlängert und hinausgezögert wird, ohne dass ein wirkliches Konzept vorläge, von bahnbrechenden Ideen und Transparenz ganz zu schweigen.

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Der Chef der hauseigenen Ethikkommission, Thomas de Maizière (CDU), hatte zum World-Games-Desaster gerade erst formuliert:

  1. Das Vergabeverfahren für die Unterstützung der Ausrichtung der World Games in Deutschland ist von Anfang an misslich und unprofessionell durchgeführt worden.
  2. Der DOSB sollte sich bei der Stadt/Region Hannover und beim Land Niedersachsen sowie dem Landessportbund Niedersachsen für dieses Verfahren entschuldigen.
  3. Für die Zukunft ist sicher zu stellen, dass zwischen Präsidium und Vorstand und erst recht innerhalb des Präsidiums und des Vorstandes (dies beinhaltet auch Personen, die der Vorstand für die Durchführung von Aufgaben beauftragt) Abstimmungsprobleme vermieden und ggf. abgestellt werden.
  4. Die Ethikkommission erwartet von Präsidium und Vorstand einen abgestimmten Bericht, wie DOSB mit den Empfehlungen zu 2. und 3. umgehen wird.

Ein "abgestimmter Bericht" von Präsidium und Vorstand, wie soll das gehen?

Wie soll das unter diesen Umständen noch funktionieren, wenn es vorher schon nicht funktioniert hat? Und wenn man jetzt über Anwälte kommuniziert, um die Modalitäten u.a. für Burmesters fette Abfindung zu verhandeln – wobei der DOSB wegen der olympischen Mindereinnahmen schon jetzt mehrere schwere Jahre und Verluste einplant.

Kurz zur Olympiabewerbung, dazu später ausführlicher

Es gibt seit einigen Tagen eine zusätzliche, so genannte Steuerungsgruppe Olympiabewerbung. Diese bilden:

  • Thomas Weikert (DOSB-Präsident)
  • Michael Mronz (IOC-Mitglied & DOSB-Präsidiumsmitglied), jener Unkundige, der sich mit der NRW-Offerte 2021 in historischer Weise blamierte
  • Torsten Burmester (DOSB-Vorstandsvorsitzender), neuer SPD-Oberbürgermeisterkandidat in Köln
  • Thomas Arnold (DOSB-Vorstand Finanzen), der aus nicht nachvollziehbaren Gründen seine Position aus der Hörmann-Ära gehalten hat, warum eigentlich?
  • Stephan Brause (Leiter der DOSB-Stabstelle Olympiabewerbung), der von der SPD-Werbeagentur zum DOSB kam, nachdem er Ende 2021 mit Weikert dessen Auftritte als DOSB-Präsidentschaftskandidat eingeübt hatte. Über tiefgründige Kenntnisse von Olympiabewerbungen und zum IOC-Konstrukt verfügt der Stabstellenleiter nicht.

Einige Punkte sind sonnenklar:

Der Troika Weikert, Burmester und Stephan Brause muss die Verantwortung für das Milliardenprojekt Olympia entrissen werden.

  • Angebliche Ausschreibungen und die Verträge mit der Beratungsfirma Proprojekt, die ausschließlich deutsche Bewerbungspleiten verantwortete, gleichzeitig mit sogenannten Aufarbeitungen beauftragt wurde und zugleich für das IOC gearbeitet hat, müssen auf den Prüfstand.
  • Hier braucht es einen Neubeginn: Mit unbelasteteten Personen, mit neuen Firmen und Beratern, mit Fachleuten, ohne IOC-Lobbyisten wie Michael Mronz, der zugleich für seine Reit-Firmen und Reit-Projekte viele Millionen aus Steuermitteln kassiert.

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