UIPM-Führungskräfte im Visier von Strafverfolgungsbehörden
Jahrzehnte dubioser Olympia-Geschäfte im Weltverband des Modernen Fünfkampfs könnten schwerwiegende rechtliche Konsequenzen haben: Ein explosiver Bericht über die Machenschaften von UIPM-Offiziellen wird in mehreren Ländern von Kriminalbehörden, Steuerfahndern und Anti-Korruptionseinheiten geprüft.
Die in diesen Minuten noch laufenden Vorstandssitzungen der Union Internationale de Pentathlon Moderne am Donnerstag und heute Morgen in Riadh, unmittelbar vor dem 73. UIPM-Kongress, hatten es in sich. Game of Thrones: begleitet von einem regen Emailverkehr, der die überschaubare Fünfkampf-Familie elektrisiert; von schriftlichen Aufrufen, diese und jene Kandidaten nicht zu wählen, stattdessen aber Klaus Schormann und andere Führungskräfte endlich zur Rechenschaft zu ziehen; inklusive wechselseitiger Vorwürfe der Korruption und Wahlbeeinflussung; eines brutalstmöglichen IOC-Schreibens, das verteilt wurde, um einen der drei Präsidentschaftskandidaten auszuschalten.
Glauben Sie nicht, es ginge hier nur um einen kleinen unwichtigen olympischen Weltverband. Es geht um Prinzipielles – und die Fallhöhe ist schon deshalb gewaltig, weil als First Vice President der UIPM ein Mann agiert, der das dubiose Treiben seit drei Jahrzehnten erlebt und mindestens duldet, der eng mit Schormann & Co verbandelt ist, nichts zur Aufklärung beiträgt, der nun aber IOC-Präsident werden will: Juan Antonio Samaranch, derzeit IOC-Vizepräsident.
Die Dinge geraten aus der Kontrolle, vielleicht sogar für Samaranch, ausgerechnet im Königreich Saudi-Arabien, wo der UIPM-Monarch Schormann doch glaubte, alles kontrollieren und regeln zu können, so wie immer.
Doch was passierte diesmal?
Vergeblich versuchte Klaus Schormann seine Kollegen im Executive Board gestern davon zu überzeugen, ihm nicht nur die HON Präsidentschaft, sondern eine zusätzliche Übergangszeit zu genehmigen, eine transition period, in der er weiter amtiert.
In der UIPM und anderswo im Sport kennen sie das eigentlich so: Es wird gewählt, die Neuen übernehmen am Tag darauf ihre Ämter. Aber gut, welchen Monarchen interessieren schon Statuten? L'État, c'est moi!
Bis Januar 2025 wollte Schormann Alleinherrscher bleiben, nachdem es mit etlichen anderen Plänen nicht geklappt hatte: erst Transition President, dann HON President , oder vielleicht doch beides zugleich, oder vielleicht bis 31. Dezember auch noch, wie sagt man: eigentlicher, echter UIPM Präsident?
Irrsinn.
Auch mit seinem erhofften künftigen Budget als HON President von jährlich 200.000 Dollar hat es nicht geklappt. Obwohl Schormann seine Forderung während der Vorstandsdebatte in größter Not auf 150.000 Dollar verringerte.
Plötzlich Widerstand.
Schatzmeister John Helmick hat für einen möglichen HON President Schormann (ob es dazu kommt und wie lange das Bestand haben würde, steht mittlerweile in den Sternen) für 2025 aber lediglich 25.000 USD vorgesehen.
Und die transition period? Welch Überraschung, die Kollegen wollten Schormann nicht mehrheitlich folgen. Eine Argumentation ging so:
Wenn wir das machen, dann knallt es auf dem Kongress!
Transition period? Sie haben so einen Begriff nie gehört? Haben Sie etwa schon vergessen?
Das ist eine Erfindung von Thomas Bach, der damit im August in Paris um die Ecke kam, als er mitteilte, dass er doch nicht die Olympische Charta ändern lässt und weiter macht, sondern dass im März 2025 ein neuer IOC-Präsident gewählt wird – der aber eben erst am 24. Juni 2025 allein agiert.
Bis zum 23. Juni, dem Olympic Day, bleibt Thomas Bach noch irgendwie im Amt.
Und siehe, das Beispiel machte schnell Schule.
Eine transition period von einem halben Jahr genehmigte sich Marisol Casado als abgehende Präsidentin von World Triathlon, neben dem neuen Fake Präsidenten Antonio Arimany (ICAS-Vizepräsident) und nach dem offensichtlichen Wahlbetrug beim Triathlon-Kongress im Oktober, den Arimany zu verantworten hat.
Casado bleibt bis nach der IOC-Session im März also Übergangspräsidentin und damit auch ex officio IOC-Mitglied, damit sie bei der IOC-Vollversammlung so abstimmen kann, wie es ihr aufgetragen wird.
Nun also Klaus Schormann und seine transition period.
Wie Augen- und Ohrenzeugen der Sitzungen in Riadh berichten, habe Schormann mehrfach behauptet, seine komischen Vorschläge und Wünsche seien mit dem IOC-Boss abgesprochen.
Thomas Bach wolle das so, habe er so und ähnlich formuliert, einige Male sogar.
Schormann verstieg sich demnach zur Behauptung, Bach wolle, dass Schormann als HON President 200.000 USD Budget erhalte.
Absurder geht nimmer.
Als ob sich Bach einmischt, wenn ein Verbandschef, der mit 78 Jahren immer noch nicht vom Amt lassen kann und in den vergangenen Jahren dem IOC und den Olympischen Spielen fast nur schlechte Schlagzeilen bereitet hat, verzweifelt um ein Budget bis ans Lebensende kämpft.
Will das Bach wirklich oder war es vielleicht Bach, der Anfang dieses Jahres mit der IOC-Administration geklärt hat, dass Schormann nach 31 Jahren endlich abtreten soll – damit der Moderne Fünfkampf olympisch bleiben kann?
Ich mache es Ihnen an dieser Stelle einfach und verzichte noch darauf, einige andere Dokumente ins Spiel zu bringen, die schwer darauf hindeuten, dass Bach und die IOC-Administration um Generaldirektor Christophe De Kepper vor allem Ruhe haben und sicherstellen wollen, dass derjenige, der mehr als ein Jahrzehnt lang als Favorit auf die Schormann-Nachfolge galt, der Franzose Joël Bouzou, auf gar keinen Fall Schormann-Nachfolger wird.
Dazu später mehr.